Die Pandemie hat auch die Mitglieder des aktionstheater ensemble auf sich selbst zurückgeworfen. Was am Ende bleibt, sind persönliche Bestandsaufnahmen. In einem sprachlichen und physischen Parforceritt werden Angst-Themen, seien sie nun privater oder gesellschaftspolitischer Natur, manisch durchdekliniert. Jedoch das Nachdenken über Femizide, drohende Umweltkatastrophen, Wiederanstieg von Antisemitismus oder die eigene soziale Abstiegsangst gerät zum narzisstischen Seelenstriptease...
Umringt von Musiker:innen werden die Schauspieler:innen einzeln und nacheinander in die Mitte geworfen. Einsam sprechen sie davon, wie gut sie doch in ihren Singlewohnungen zurechtkommen. "Erst jetzt ist mir bewusst geworden, wie gut ich, trotz aller Wirrnisse, mit mir alleine klarkomme", meint die eine. Sie feilt, wie alle anderen auch, an der Optimierung ihrer Solo-Karriere. Ein anderer, verlassen von seiner Partnerin und vorerst gescheitert an seinen profeministischen Idealen, arbeitet an einem funktionierenden Lebenskonzept … Jegliche Selbstbeteuerungen wollen aber nicht so recht gelingen.
Verzweifelt versuchen die Protagonist:innen in beiden Teilen des Diptychons von Martin Gruber und seinem preisgekrönten aktionstheater ensemble gegen die Melancholie der einsamen Balladen anzukämpfen. Die Sprache versagt. Was an Hoffnung bleibt, mag hinter den Balladen verborgen sein.