Jan Toorop (1858-1928) ist einer der bedeutendsten niederländischen Symbolisten.
Geboren im damaligen Niederländisch-Ostindien/heute Indonesien, und zwar auf der
Hauptinsel Java, kam er als Elfjähriger nach Europa. Er studierte in Delft, Amsterdam
und Brüssel. Das Reisen wurde sein großes Metier: So lebte er seit 1886 abwechselnd
in bzw. bei Den Haag, London und Brüssel, 1890-1892 im (vornehmen) niederländischen
Küstenort Katwijk (aan Zee) in der Nähe der alten und berühmten Universitätsstadt Leiden.
Seine zeichnerischen Motive schöpfte er wesentlich aus dem Leben auf dem Lande bzw.
dem der Fischer an der Küste und den dazugehörigen Landschaften. Aber auch Bilder wie
"Fatalismus" oder "Melancholie" gehören zu seinem Schaffen.
Daneben entwickelte er zunehmend Werke aus Themen der Mystik und der Spiritualität.
1905 wurde - der in der Reformierten Kirche getaufte - Toorop dann katholisch.
Toorop war auch stilistisch ein "Reisender": Zunächst folgte er einer naturalistischen
Darstellungsweise, die er zum Post-Impressionismus (Luminismus) entwickelte,
bevor er sich am Symbolismus orientierte,
um dann dem Jugendstil zu folgen. Für diese Entwicklung gestaltete
er einen eigenen, einzigartigen Stil mit einer individuellen, dynamischen
Formensprache hin zum Art Nouveau.
Die reiche und gelungene Ausstellung mit mehr als 200 Werken (auch graphischen Arbeiten)
in der Villa Stuck zeigt einen faszinierenden Künstler in einer künstlerisch aktiven und
prägenden Zeit - im Kontakt und in Auseinandersetzung zu anderen Künstlern.
An einem Beispiel möchte ich aber doch zeigen, wie schwierig soche scheinbar
einfachen und nebensächlichen Fragen wie Bildbeschriftungen zu lösen sind:
Das Bild (etwa Ende 1891/Anfang 1892 geschaffen) hat den Titel "Les Calvinistes",
wird auf Niederländisch zu "bijbelgelovige Oude Dromers" (Bibelgläubige Alte Träumer)
und auf Deutsch dann markant zu "Alte abergläubische Träumer": Welch eine Verzerrung!!
Der Vorläufer dieser Ausstellung war 1893 in München - es wurde also Zeit für diese
Ausstellung, die übrigens vom Generalkonsulat der Niederlande in München unterstützt wurde.