Martina Topp: Biblische Szenen. Arbeiten in Gouache und Tusche Sa, 10.06.2023
Die Bilder wurden innerhalb der vergangenen Monate für eine kleine und Kurzzeitig zugängliche Kirchenausstellung gefertigt. Zur biblischen Verankerung und Nachvollziehbarkeit der Szenen wurde bei jedem der 22 Gemälde (DIN A4) die jeweilige Textstelle der Bibel (gemäß der Lutherbibel) angegeben. Ein Begleitheft stellt - neben knapper Einleitung - den jeweiligen Bibeltext zur Verfügung.

Die Künstlerin, Preisträgerin wichtiger Auszeichnungen (hier bereits am 12. 1.22 vorgestellt) hat die "Szenen" völlig subjektiv (also ohne Rücksicht auf kirchliche Leseordnungen o.ä.) ausgesucht, sie wählte, wie sie schreibt, "besonders symbolträchtige Episoden", läßt sich inspirieren "von der Direktheit frühchristlicher und mittelalterlichen Illustrationen" und möchte "zeitgenössische theologische Sichtweise" berücksichtigen. Ein Blick auf die Bilder (vgl. auch kunst@martinatopp.de):

1 Der Sündenfall 1. Mose 3
2 Bileams Eselin 4. Mose 22
3 David singt vor Saul 1. Sam. 16,14
4 Absaloms Ende 2. Sam. 18
5 Himmelfahrt des Propheten Elias im Feuerwagen 2. Könige 2, 11-13
6 Die drei Jünglinge im Feuerofen Daniel 3
7 Daniel in der Löwengrube Daniel 6
8 Susanna im Bad Daniel 13
9 Jona und der Fisch Jona 1 und 2,1 f.
10 Engel bei den Hirten Lukas 2, 8-20
11 Jesu Taufe Matthäus 3, 13-17
12 Die Tochter der Herodias Matthäus 6, 14-29
13 Jesu Versuchung Matthäus 4
14 Jesus treibt die Dämonen in die Schweineherde Lukas 8, 26-39
15 Jesu Einzug in Jerusalem Markus 11
16 Judaskuss Matthäus 26, 47-50
17 Kreuzigung Matthäus 27, 31-56
18 Der Auferstandene am See von Tiberias Johannes 21
19 Die Wesen vor dem Thron Gottes Offenbarung 4, 6-11
20 Der dritte Engel der Offenbarung Offenbarung 8, 10 f.
21 Der rote Drache Offenbarung 12, 3-9
22 Die Botschaft der drei Engel Offenbarung 14, 6-12

Inhaltlich ist vielleicht auffallend der Hinweis auf eher wenig bekannte Szenen wie Nr. 2 und 4 oder gar auffallend die vier von 22 Szenen aus der Apokalypse (19-22). Bei einer bewußt persönlichen Auswahl läßt sich natürlich leicht konstatieren, dass Szenen von Abraham und Moses, das Abendmahl und nähere Hinweis auf Apostel nicht gewählt wurden. - Der Typ einer (neuzeitlichen) Bilderbibel liegt dennoch vor. Mutig ist dabei der Versuch, Satan darzustellen (besonders Nr. 1 und 21), souverän scheint mir auch der Verzicht auf die Darstellung des Vaters - ganz der Anweisung zur Bilderlosigkeit Gottes entsprechend - und die zurückhaltende Zeichnung Christi. Die Susanna (Nr. 8) ist wegen der Bekanntheit des Motivs aufgenommen, obwohl der Text von der Lutherbibel als apokryph angesehen wird. Künstlerisch ist die Einzeldarstellung sehr lebhaft und einprägsam, Muster ist hier Nr. 16 (Judaskuss: Zwei Freunde umarmen sich geradezu liebevoll, wobei das Gewand des Verräters bereits von Blut überschüttet ist). Oft großartig sind nun die Gesichter gestaltet, z.B. Nr. 2 (Das Gesicht des Esels) und Nr. 5 (die Gesichter der Rösser und das Gesicht des Elias). Der "Gesamtcharakter" des Bilderzyklus ist intensiv durch die verschiedenen Schattierungen von Blau geprägt, als Höhepunkt empfinde ich Nr. 11 (in der Mitte der Ausstellung, die wundervolle Zeichnung der Taufe des Christus, der seine Arme im Wasser gemäß der Orantenhaltung ausbreitet).

Notiz: Ich hatte die Freude, den Bilderzyklus in einer Einzelführung durch die Künstlerin betrachten zu können.