Thyra Thorn: Drei! - Edgar Piel: Bildstrecken Sa, 15.07.2023
20 Kurzgeschichten und Erzählungen von Thyra Thorn enthält der Text, der verbunden ist mit 29 Bildern (auf derselben Zahl ungezählter Seiten) des Malers (Dr.) Edgar Piel. Eine gute Idee: Text und Bild ergänzen, erklären und stützen einander. Allerdings sind die Bilder ungleich eingestreut, so enthält Bildstrecke 2: Familiengeschichten, Beziehungen 5 Bilder (34-38) und Bildstrecke 4: Schönheitswettbewerb sogar 6 Bilder (79-84, dabei ist 81 auch als Buchumschlag verwendet), anderen Texten folgt keine Bilderstrecke. Die Bilder sind in den Jahren 1999- 2022 entstanden und deuten auf ein Verschwimmen in der Gegenwart und einen Weg in die Zukunft.

Dabei ist die "Drei" - die klassische "heilige Zahl" der Zahlensymbolik - hier der gemeinsame Rahmen für in Länge und Gewichtung doch recht unterschiedliche Texte. So finden sich gehaltvolle "Drei Krähen" (39 f.) und "Das Triptychon" (207-209) quasi als Kurzgeschichten, mittlere Länge kommt dem "Dreifingerfaultier zu (211-216) mit der Überlegung zur Evolution und der dahin geworfenen Frage "Aber warum soll es eienen letzten Grund geben?" (216). Und die "Drei Spiegelbilder" (51-55) stellen gleichsam im Vorbeigehen fest: "die Wahrheit? Das ist ein imposanter Begriff für eine sehr flüchtige Sache." (52)(die berühmte Frage des Pilatus sozusagen umformuliert!)

Das Buch greift in seinen Geschichtem immer wieder Themen der derzeitigen Diskussion auf (z.B. Einsamkeit. Dagegen gibt es sogar bereits Ministerien!!) oder auch den Trend zu östlicher Weisheit: "Kiran Bandara hielt anch Westlern Ausschau, die in ihrem Leben noch nicht von einer der in regelmäßigen Abständen heranrollenden Esoterikwellen erfasst worden waren" (189). Oder auch: Die Jungens in "Nirgendwo" (9-15) sind doch recht unterschiedlich trotz ihrer gemeinsamen Aktion, ihre Hintern bildlich zu präsentieren und sich einer als schwul outet, dann zur klassischen Trias "Vater, Mutter, Kind" (25-33) mit dominanter Mutter Ivin, dienstfleißigem-devotem Vater Robert und ratlos-empörter Tochter Eva, die zuletzt in den Keller zieht. "Die drei inneren Kreise der Hölle" (119-128) hingegen erinnern bereits in der Titelfassung mit Dantes neun Kreisen der Hölle bzw. Solschenizyn und seinem Buch "Der erste Kreis der Hölle".

Geradezu spannend ist nicht zuletzt die Kriminalgeschichte "Sudoku" (129-142) mit einem reichlich anderen Verständnis von Drei! Und dann meint Erna Kabülke auf einem Höhepunkt ihres Lebens zu ihrem Partner: "Ich rate dir, von deiner unglücklichen Fixierung auf die Zahl drei abzulassen. Man kann es wirklich übertreiben" (178) - aber bitte erst nach der genussvollen Lektüre des gelungenen Buches!