Club- Knigge Mi, 28.07.2004
Wie war das früher immer, wenn die Eltern sagten: "Und wie sagt man da?" Im Normalfall kam dann vom Kind ein wenig verlegen "Bitte" oder "Danke" oder eine derartige Höflichkeitsfloskel zurück. Eben diese kleinen, aber sehr feinen Floskeln sind im Nachtleben offenbar ziemlich aus der Mode gekommen. Und ich muss sagen, es nervt!

Das beginnt bereits am Entree, wo es achtzig Prozent der Gäste nicht schaffen, irgendeine Begrüßung von sich zu geben. Da stehen Menschen an der Türe, der Kasse, der Gästeliste und offenbar ist keiner von ihnen ein "Guten Abend", Hallo" oder "Wie geht's?" wert. Aber wehe dem betreffende Sprachlosen wird einmal der Einlass verwehrt, dann mutiert er plötzlich zum besten Freund der Securities, die er vorher nicht einmal grüßen konnte.

Wer sich an der Garderobe brav hinten anstellt, dem ist sowieso nicht zu helfen, denn er wird vermutlich nie drankommen. Da bekommt man von hinten Jacken über den Kopf geworfen und kommt sich fast vor als wäre man selber ein Kleiderständer. Und wenn schon einhundert Leute angestellt sind, ist es doch nicht zu viel verlangt, das notwendige Geld schon mal zur Hand zu nehmen? Da verschwindet der Garderobiere mit dem Mantel, hängt ihn auf, kommt mit dem Zettel zurück, sagt "Ein Euro bitte!" und dann beginnt der Gast nach der Geldbörse und dem Kleingeld zu suchen! Als würde es ihn überraschen, dass das Schild "Garderobe 1 Euro" auch für ihn gilt.

Gemütlich an der Bar stehen und einen Drink nehmen ist wohl nur im Football- Outfit machbar. Zumindest würde man mit der Polsterung nicht merken, dass man im zwanzig- Sekunden- Takt angerempelt wird. Wenn jemand einen Drink will, dann kommt er nicht langsam auf einen zu, sagt "Entschuldigung" und wartet bis man einen Schritt zur Seite getreten ist, um ihm den Zugang zur Bar zu erleichtern. Nein, er rempelt sich durch, setzt seinen Ellbogen ein und tritt einem auf die Zehen. Manchmal überlebe ich wirklich meine Pumps gegen Schuhe mit Stahlkappen zu tauschen. Dann würde es wenigstens richtig wehtun, wenn ich dem unfreundlichen Typen oder der Tussi nachher in den Hintern trete. Aber hohe Absätze tun es auch… Ach ja, und zum Kellner "Bitte" oder "Danke" zu sagen ist klarerweise zuviel verlangt. Nur zur Erklärung, ein Barkeeper ist kein Getränkeautomat, der Flaschen ausspuckt wenn man Geld einwirft.

Wenn man hingegen versucht freundlich zu sein, wird man oft noch dumm angeschaut. Da versucht man sich also den Weg zur Toilette zu bahnen, mit viel "Entschuldigung", "Tut mir leid", "Verzeihung" und die Angesprochenen schauen einen nur verständnislos an und bewegen sich keinen Schritt zur Seite. Oder noch schlimmer, sie bauen sich erst recht so auf, dass man keinesfalls vorbeikommt. Wie dumm muss man eigentlich sein, um Spaß daran zu haben andere zu ärgern?

Auf der Toilette geht der Ärger gleich weiter. Da gehen die Mädels zu zweit oder zu dritt in die Kabine und halten dann drinnen großen Kriegsrat, ob denn nun der blonde Große der bessere Typ ist oder doch der Dunkle am anderen Ende der Bar, der die ganze Zeit herschaut. Aaaaahhhhh! Kann man so etwas nicht auch außerhalb der Kabine besprechen, dann müssen sich wenigstens nicht alle anderen in die Hose machen.

Und wenn man dann entnervt die Flucht ergreift und den Club verlässt, dann kommt man nicht mal raus, weil diejenigen die noch rein wollen einem den Weg versperren. Da wird man böse angeschaut und angerempelt und wieder zurück gedrängt. Noch einmal langsam und zum Mitschreiben: Wenn jemand den Club verlässt, kann leichter wieder jemand hinein. Es macht also Sinn Leute die den Club verlassen wollen, auch raus zu lassen. Außerdem ist es einfach höflich jemandem aus dem Weg zu gehen. Aber Knigge ist ja out….