In and Out
Sa, 22.01.2005
Meine Wenigkeit vernahm die Kunde, dass es im schönen Wien eine neue "In- Bar" gibt. Unweit der Passage, mit angeblich super stylischem Interieur und unglaublich guten Cocktails. Meine Neugierde war wieder mal größer als meine Vorsicht und so musste ich diese Vergnügungsstätte natürlich gleich auf ihre Partytauglichkeit testen. Freitagabend, eine der besten Freundinnen an meiner Seite, ging es also ab in besagtes Lokal…
Fast in der gleichen Sekunde, nämlich als wir gerade mal einen Fuß in das Lokal gesetzt hatten, fiel uns erstmal auf, dass es im Inneren verdächtig ruhig war. Das Lokal war relativ voll, daran konnte es also nicht liegen. Das fehlende Geräusch war schnell identifiziert: Musik. Die gab es zwar, aber derartig leise, dass sie kaum zu hören war. Nun bin ich bekanntermaßen kein Freund von Lokalitäten, in denen man sich gegenseitig anbrüllen muss um sich verständigen, und nahm daher die Musiklosigkeit erstmal als gegeben hin. Im Laufe des Abends musste ich aber feststellen, dass der Mangel an Sound dem ganzen einen Mangel an Atmosphäre verlieh.
Das wäre ja noch zu verschmerzen gewesen, aber leider war das noch nicht alles. Wir begaben uns erstmal an die Bar und versuchten zu bestellen: Ein Bier, ein Mojito und – ja wir tun es unseren Lungen an – zwei Päckchen Zigaretten. Es dauerte erstmal ein wenig, bis einer der anwesenden Mitarbeiter uns zur Kenntnis nahm, aber schließlich bequemte sich doch jemand unsere Bestellung entgegen zu nehmen. Die Zigaretten lagen auch prompt vor uns, nur leider hatte der gute Mann zu diesem Zeitpunkt schon wieder vergessen, was für ein Bier wir haben wollten. Naja, wenn er sich schon die vielen vorhandenen Sorten merken muss, kann er sich natürlich nicht auch noch daran erinnern, welche davon der Gast dann geordert hat.
Als das Bier kredenzt wurde fragte der leicht vergessliche Mann sicherheitshalber noch mal nach, ob das zweite Getränk wirklich ein Mojito werden sollte. Freundliches, aber verständnisloses Nicken meinerseits. Ist es so schwer sich zwei Drinks für fünf Minuten zu merken? Und wozu wurden Notizblöcke und Kugelschreiber erfunden, von modernen Bonierungscomputern gar nicht zu reden?
Wie auch immer, meine Begleiterin und ich hatten uns geraume Zeit nicht gesehen und so gab es ziemlich viel zu besprechen. Weihnachten, Silvester, Job, Schuhe, Männer, ungefähr in dieser Reihenfolge… Dummerweise waren uns die Gesprächsthemen schon fast ausgegangen, als mein Mojito endlich vor mir stand. Ich fragte mich zwischenzeitlich ernsthaft, ob die Minze erst wachsen muss oder das Eis wohl aus der Arktis importiert wird. Bei 15 Minuten Wartezeit ist die Schmerzgrenze erreicht, alles was über 20 Minuten hinausgeht ist inakzeptabel. Aber ich bin ja nicht so, das Barpersonal bekam eine zweite Chance. Leider nutzte es die nicht, ich wartete wieder eine kleine Ewigkeit und so konnte auch der galante Hofknicks des Barkeepers beim Servieren meine Missstimmung nicht wirklich vertreiben.
Gott sei Dank waren die Herrschaften beim Kassieren etwas schneller als beim Servieren und so konnten wir zügig die Flucht ergreifen. Also raus aus der flüssigkeitslosen Sahara und ab in die nächste Oase. Gott sei Dank war die Passage nicht weit und zum Glück ist das Personal dort um einiges flotter.
Seid gewarnt, wenn eine Bar schon heißt wie ein Möbelhaus, dann fehlt dem Personal etwas der Plan. Vielleicht brauchen die einen Wohnberater. Gleich gegenüber findet sich sicher einer "der meiner ist"…
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