Von wenig Logik, etwas Selbstüberschätzung und zuviel Testosteron
So, 06.03.2005
Nachdem meine Wenigkeit sich letzte Woche in Tiroler Landen vergnügt und ob des tollen Schnees die Füße kaum noch von Board gebracht hat, war diese Woche sozusagen doppelt ausgiebiges Clubben angesagt.
Da ich nun mal etwas für harte Beats übrig habe und das Gazometer ehemals eine Garantie für solche in Reinkultur war, war selbiges die erste Wahl des Abends. Über die wüsten Gerüchte, dass die Veranstalter bereits im Vorverkauf gut ein Drittel mehr Karten verkauft hätten, als überhaupt Leute ins Gasometer passen, wurde ich dummerweise erst einige Stunden zu spät – Sonntag morgens nämlich - informiert. Offenbar dürfte das aber der Wahrheit entsprochen haben. Das Ärgernis begann bereits vor der Türe, denn irgendwie wurde man mehr als unkoordiniert von einer Straßenseite zur anderen gelotst und musste überall ewig warten. Wie lustig das bei den momentan herrschenden Temperaturen ist, brauche ich wohl nicht gesondert zu erwähnen. Das grenzt an Körperverletzung… Aber drinnen wurde einem ohnehin ganz schnell wieder warm. Irgendwie dürften die Verantwortlichen wohl nicht damit gerechnet haben, dass jeder Gast auch eine Jacke dabei hat. Die Vorstellung, man könne bei minus drei Grad Celsius eine Jacke brauchen, ist auch unheimlich abwegig… Platz in der Garderobe gab es nicht, also hatte man nur die Wahl die Jacke in irgendein Eck zu pfeffern und zu beten, dass niemand sie besonders chic findet, oder sie auf dem Arm mit sich rum zu tragen. Letzteres war eine eher schlechte Option, da man sich schon unbepackt kaum durch die Menschenmassen zwängen konnte. Aber das sollte nicht die einzige 'Blaue-Flecken-Situation' des Abends bleiben! Wie auch immer, meine Wenigkeit beginnt in solchen Situationen gerne, etwas nervös nach weiß- grünen Schildchen zu suchen. Mein Hausverstand sagte mir, dass ich ungefähr zwei Stunden brauchen würde, ehe ich in diesem hoffnungslosen Gedränge auch nur in die Nähe einer Türe käme. Nun bin ich zwar nicht klaustrophobisch, aber zumindest ebenso wenig lebensmüde. Die logische Folge davon war, dass ich schnellstmöglich die Flucht ergriff.
Also ab ans andere Ende der Stadt, in der Hoffnung, dass es sich zwischen frisch abgefüllten Sektflaschen – nein, ich meine nicht die Gäste - ein bisserl entspannter feiert. Böser Fehler! Der eine oder andere mag sich noch an diese schlechte Werbung 'Mein Haus, mein Auto, mein Boot' erinnern. Ich kam mir vor, als hätte mich jemand mitten in diesen Spot gepflanzt! Zwar gehörten Haus, Auto und Boot bei gut zwei Dritteln der Anwesenden noch Mami und Papi, das macht die Prada- Schühchen und Louis Vuitton- Taschen aber nur noch wichtiger. Um bei den Kellnern Beachtung zu finden, hätte man wohl mit einem 500- Euro- Schein wedeln müssen. Dummerweise trag ich solche eher selten bis gar nicht im Geldbörsl rum. Außerdem hab ich kein Lust den ganzen Abend Diskussionen dahingehend zu lauschen, ob denn nun der Porsche oder doch der BMW die bessere Wahl ist, schon gar nicht von Leuten, die sich weder den einen, noch den anderen leisten können, ohne Papis Konto gewaltig zu strapazieren. Also doch wieder Flucht!
Ibiza wäre eine gute Flucht- Option gewesen, aber da dort im Moment weder Saison ist, noch gerade ein Flieger in diese Richtung ging, entschied ich mich eben das entsprechende Club- Substitut in der Innenstadt aufzusuchen. Welch eine Wohltat, endlich nette Leute und gute Musik! Der Abend versprach doch noch etwas zu werden. Dummerweise hing irgendwo an der Bar ein Typ rum, der in den letzten Wochen entweder zu wenig Sex oder zuviel Anabolika, am entsprechenden Abend aber jedenfalls zuviel Testosteron im Blut hatte. Der Betreffende konnte es nicht lassen, diverse in seiner Umgebung befindliche Leute blöd anzustänkern. Der Großteil der Betroffenen ignorierte diese dummen Provokationen. Irgendwann geriet der Stänkerer dann an den Falschen, oder für seine Begriffe vielleicht auch an den Richtigen, denn manche legen es ja darauf an, Watschen zu fangen. Jedenfalls knallte es Sekunden darauf ganz gewaltig. Da flog eine Faust, dann flogen ganze Körper, es fielen Gläser und rollten Flaschen. Da Ausweichen aufgrund des Platzangebots nur schwer machbar war, bekamen zwangsläufig wieder mal auch diejenigen etwas ab, die am Wenigsten etwas dafür konnten. Gerüchtehalber vernahm ich, dass eine liebe Bekannte einen derartigen Schlag abbekommen hat, dass sie ernsthaft überlegte ein Krankenhaus aufzusuchen. Ich hoffe stark, dass das nicht notwendig war. Meine Wenigkeit konnte nach der Dusche am folgenden Morgen ebenfalls eine leicht bläuliche Verfärbung in der Rippengegend feststellen, aber was solls, die verschwindet bald wieder und es gibt Dinge, die wesentlich mehr weh tun.
'Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte' stimmte in diesem Falle nicht. Den betreffenden Dritten, und das waren in diesem Falle einige, war wohl eher gewaltig der Abend versaut. Nachdem das leicht chauvinistische Kräftemessen auch nach der Entfernung des Störenfrieds kein Ende haben wollte, ergriff ich kopfschüttelnd zum dritten Male an diesem Abend die Flucht.
Die Erkenntnisse des Abends: Manche Veranstalter tun wirklich alles, um möglichst viel Geld aus einer Veranstaltung zu quetschen, andere denken wirklich, dass Geld alleine glücklich macht und Männer werd ich einfach nie verstehen….
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