Kleinkrieg So, 03.04.2005
Es herrscht Krieg in Wiener Landen und das Schlachtfeld ist die Clubbing- Szene der Stadt. Meine Wenigkeit beobachtet das kuriose Treiben schon seit geraumer Zeit und hatte bis dato kaum mehr als ein dezentes Kopfschütteln dafür übrig. Wenn es darum geht einen Konkurrenten - äh, pardon, Mitbewerber - auszustechen, kennt der Einfallsreichtum des einen oder anderen Veranstalters offenbar keine Grenzen. Und nicht nur das, manche Clubs bringen sich mit diesen Machtkämpfen und internen Querelen gleich selber 'unter die Erde'. Irgendwie ist das ja ganz spannend zu beobachten, mit etwas Popcorn sicherlich besser als der letzte Scorsese- Film den ich gesehen habe. Langsam aber sicher macht sich in mir allerdings das Gefühl breit, dass sich dieser Kleinkrieg auf die Qualität und, über kurz oder lang, auch auf die Quantität der Veranstaltungen schlägt.

Zu den eher harmlosen Scherzen gehört es noch, jemand anderem das Magistrat wegen zu lauter Musik auf den Hals zu hetzen. Das kostet zwar einiges an Nerven und meistens auch ein Bußgeld, aber damit und mit dem Runterdrehen der Lautstärke ist die Angelegenheit dann meist auch erledigt. Die Gäste bekommen das eigentlich fast nie mit und deshalb ist es auch nicht weiter tragisch.

Nervig wird die Sache dann, wenn die Veranstalter sich gegenseitig und die potentiellen Besucher mit Specials, die eigentlich keine sind, zuschütten. Kaum bekommt man eine Mail, in der einem Gratis- Eintritt, tolle Getränkeangebote und ein Superstar- DJ angekündigt werden, trudeln am nächsten Tag mindesten zehn gleichartige Mails von anderen Anbietern nächtlicher Unterhaltung ein und wollen einem weiß machen, dass es noch besser, noch lustiger und noch billiger geht. Wann wohl die erste Mail kommt, in der den Besuchern Geld dafür angeboten wird, dass sie auf ein Clubbing kommen? Wie auch immer… Vor Ort muss man dann leider feststellen, dass irgendwo auf dem Flyer in Schriftgröße 0,5 vermerkt war, dass der freie Eintritt nur bis 21 Uhr gilt, die tolle '2 for 1' Aktion für Longdrinks sich auf Wodka- Almdudler und Gin- Frucade beschränkt und der Star- DJ leider seinen Flug verpasst hat, an der Ein- Tages- Grippe leidet oder dergleichen mehr. Kurz gesagt, die großartige Ankündigung entpuppt sich als Fake. Der betreffende Veranstalter hatte schicht und ergreifend Angst, dass sein Club leer bleibt, weil dem Partygänger irgendwo anders mehr geboten wird. Sämtliche Redakteure, die auch nur im Entferntesten irgendetwas mit Events am Hut haben, werden Tags darauf natürlich ganz dezent auf die Vorgänge im Club des Mitbewerbers hingewiesen. Immer so nach dem Motto: 'Hast du schon gehört was beim XY gestern los war? Ich hab gehört der DJ war gar nicht gebucht! Geht es dem Armen jetzt schon so schlecht, dass der so etwas notwendig hat?'

Ganz lustig wird es dann, wenn sozusagen mitten in der Party die Musik ausgeht und einem eine freundliche Stimme mitteilt, dass man den Club leider zu verlassen hat, weil die Veranstaltung vom Magistrat abgebrochen wird. Dann kann man gehen, natürlich ohne in Ruhe austrinken zu können oder gar sein Geld zurück zu bekommen und das alles, weil der Beamter der MA-sowieso den Tipp bekommen hat, dass die Notbeleuchtung nicht den Vorschriften entspricht oder die Veranstaltung nicht als Tanzveranstaltung genehmigt ist und trotzdem Leute tanzen. Noch amüsanter ist es, wenn man plötzlich von Uniformierten umgeben ist und mitten in der schönsten Razzia steht, weil jemand den zuständigen Behörden gesteckt hat, dass auf der Veranstaltung gegen das Sozialversicherungsgesetz, Ausländerbeschäftigungsgesetz oder derartiges verstoßen wird. Ist alles schon vorgekommen… Dass bei solchen Aktionen unter Umständen Menschen in Mitleidenschaft gezogen werden, die überhaupt nichts dafür können, scheint nebensächlich zu sein.

Manche Veranstalter sind so damit beschäftigt zu überlegen, wie sie ihren Konkurrenten eines auswischen können, dass sie nicht mehr überlegen, wie sie ihre eigenen Besucher zufrieden stellen könnten. Schade, denn wenn dieser lächerliche Kleinkrieg weitergeht, sind es am Ende wohl die Partypeople, die auf der Strecke bleiben…