Der Ball der Bälle!?!
So, 29.05.2005
Der Lifeball ist vor nunmehr gut einer Woche glamourös wie eh und je über die Bühne gegangen. Das Spendenergebnis steht fest, die Erinnerung der Ballbesucher verblasst langsam und die Presse hat andere Themen gefunden, über die berichtet wird. Meine Wenigkeit kommt nicht umhin, sich noch einmal aus dieser Perspektive mit dem Event und dem Sinn und Zweck desselben auseinanderzusetzen.
Was vor 13 Jahren mit viel Idealismus, einer innovativen Idee und einer guten Portion Mut begann, ist nunmehr zu einem der größten Medienspektakel im europäischen Raum geworden. Als alles begann, waren Homosexualität und Aids ein Tabuthema, die ignorierten oder negierten die Existenz der sexuellen Orientierung und der Krankheit, die anderen hatten Angst. Der Lifeball war das Zeichen einer Szene, die gegen die verschiedensten Fronten ankämpfen musste. Heute ist schwul sein fast schon In und jeder weiß alles Notwendige über HIV und AIDS…oder?
Denkste, der Schein trügt, die Zahl der Neuinfektionen spricht eine andere Sprache und selbst am Lifeball, der sich dem Kampf gegen die Immunschwächekrankheit verschrieben hat, wissen längst nicht alle – auch unter den prominenten Gästen –, was die Abkürzung AIDS eigentlich bedeutet. Man möge mir nun nicht unterstellen, dass ich denke wer die Krankheitsbezeichnung brav aufsagen kann, der weiß auch über die Ansteckungsgefahr Bescheid, aber wer sich mit dem Thema beschäftigt, der muss doch zwangsläufig einmal darüber stolpern. Die Parolen 'Save Sex' und 'Use Condoms' sind in aller Munde, aber Kondome längst nicht in aller Taschen. Und ganz ehrlich, ich konnte mich eines breiten Grinsens nicht erwehren, als eine hochschwangere Heidi Klum, freundlich in die Kamera lächelnd, für 'Save Sex' plädierte.
Heuer wurde ein Rekord- Spendenergebnis erzielt, mehr als eine Million Euro für den Kampf gegen die Krankheit konnten erzielt werden und doch bleibt irgendwie ein schaler Nachgeschmack zurück. Warum? Weil Donatella Versace wesentlich öfter auf den Bildschirmen und in den Zeitungen zu sehen war, als die Ärztin, die für das Projekt 'Treat Asia' der 'American Foundation for AIDS Research' den Lifeball Crystal of Hope entgegen nahm. Irgendwie logisch, die Chefin eines der bekanntesten Modellabels der Welt ist eben interessanter, als eine Ärztin, die täglich gegen den Tod kämpft. Aber es kann noch so logisch sein, es wird dadurch nicht richtiger.
Jedem, der mithilft gegen HIV und AIDS zu kämpfen gebührt Dank, aber über die Faszination die dieser Event verbreitet sollte man nicht vergessen, dass es um eine Krankheit geht, die in den meisten Teilen der Erde immer noch den sicheren Tod bedeutet. Vielleicht wäre etwas weniger Glamour und etwas mehr Nachdruck beim Verbreiten einer wichtigen Botschaft der bessere Weg. Denn an dieser Krankheit sterben zu müssen ist alles andere als glamourös…
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