Große Haie, kleine Fische Di, 30.08.2005
Also mal ehrlich, wenn ich meine Mails abrufe weiß ich manchmal nicht auf den ersten Blick, ob das, was sich da in meiner Inbox befindet, nun Werbung für Alkoholika oder doch eine Einladung auf ein Event ist. Gut, dass ich durch Werbung nur eingeschränkt beeinflussbar bin, sonst wäre ich vermutlich schon Alkoholikerin. Ob Bacardi, Heineken, Eristoff oder Glazov, in letzter Zeit fühlen sich diverse Getränkehersteller bemüßigt, sich intensiv in das Clubgeschehen einzubringen. Irgendwie verständlich, denn immerhin unterliegen insbesondere die Spirituosen rigorosen Werbebeschränkungen. Das geht so weit, dass die Getränkehersteller nicht einmal Radiowerbung für ihre Veranstaltungen machen können, da logischerweise die Spirituosenmarken in den Eventnamen vorkommen und der entsprechende Spot aufgrund dessen schon wieder als Werbung für den Rum, Wodka etc qualifiziert wird. Wie also sollen diese Unternehmen die Zielgruppe der 18- bis 30-jährigen erreichen? Ganz einfach, sie schmeißen Partys für sie….

An sich kann man sich kaum etwas Besseres wünschen, denn diese Unternehmen sind finanziell mehr als nur potent und können daher die teuersten DJs buchen, die besten Anlagen finanzieren und die irrsten Locations anmieten. Klingt eigentlich perfekt und als geneigte Partylöwin mit Hang zu guter Musik man würde sich wünschen, dass noch mehr Erzeuger von Hochprozentigem auf diesen Zug aufspringen.

Ganz anders sehen das die Veranstalter von Clubs, die keinen derart finanzkräftigen Sponsor im Hintergrund haben. Die können mit den Veranstaltungen der Riesenkonzerne nicht mithalten und bangen aus verschiedenen Gründen um ihre Existenz.

Einerseits klettern die Ansprüche der Clubber in astronomische Höhen. Wenn der DJ nicht aus Ibiza ist, die Anlage nicht ein paar hunderttausend Watt hat oder die Location schon mal von einem anderen Veranstalter genutzt wurde, ist die ganze Veranstaltung eigentlich schon wieder uninteressant. Aber welcher durchschnittliche österreichische Veranstalter kann es sich leisten, 15.000 oder 20.000 Euro für einen DJ und noch mal soviel für Equipment auszugeben? Keiner und daher fürchten viele mit Recht um ihr Publikum, denn das will ohne Rücksicht auf Kosten und Mühen unterhalten werden…

Andererseits kostet der Eintritt bei diesen Mega- Events gut und gerne 25 Euro oder sogar noch mehr. Warum das trotz der finanzkräftigen Sponsoren im Hintergrund notwendig ist, wird meiner Wenigkeit ewiglich ein Rätsel bleiben, aber das ist wohl ein anderes Thema… Jedenfalls gibt es genügend Besucher, die im Hinblick darauf auf den Besuch eine Clubs am Vortag oder folgenden Tag verzichten. Und wenn man das auf zwei- oder dreitausend Besucher circa zwei Mal pro Monat hochrechnet, dann bekommt man eine ungefähre Vorstellung davon, vor welchem Besucherabgang sich Eigentümer kleiner Clubs fürchten.

Es wird sich also vermutlich erst herausstellen, wie gut diese überdimensionierten Werbeveranstaltungen wirklich für das österreichische Clubgeschehen sind. Aber bis dahin werden wir alle weiter viel Spaß beim Bacardi Bat Club, dem Heineken Greenroom, und wie sie alle heißen, haben. Es möge sich nur nachher niemand beschweren…