Wanderzirkus Mo, 03.10.2005
Mir scheint im Wiener Clubgeschehen ist es im Moment nicht unförderlich nomadischer Abstammung zu sein, andernfalls verliert man bei der derzeitigen Herumvagabundiererei diverser Clubs ganz leicht den Überblick. Es kam schon vor, dass meine Wenigkeit ernstlich überlegen musste, in welche Location mich mein Weg zu führen hat, um eine bestimmte Veranstaltung zu besuchen. Was für die einen zum Konzept gehört um aufkeimende Langeweile bei den Besuchern zu unterdrücken, ist bei den anderen durch äußere Umstände bedingt und alles andere als erfreulich. Irgendwie verwirrend ist es in jedem Falle…

Eine Welle der Migration nach der anderen lösen die derzeit augenscheinlich etwas chaotischen Zustände im U4 aus. Offizielle Stellungnahmen seitens des U4 gab es praktisch nicht, umso heißer geht es in der Gerüchteküche zu. Erst gab es Differenzen hinsichtlich der Leitung des Lokals, was letztlich dazu führte, dass das "Classic" kurzerhand in die Fledermaus umzog. Beinahe zur gleichen Zeit "wurde Türsteherlegende Conny de Beauclair gegangen", weil er seinen Unmut über von ihm Wahrgenommenes öffentlich äußerte. Wie es aussieht nicht ganz unberechtigt, denn nun wurde das U4 geschlossen. Kolportiert wird, dass der Eigentümer des Lokals dringend notwendige und behördlich aufgetragene Renovierungsarbeiten nicht durchführen ließ. Warum diese nicht gleich bei den - vor nicht allzu langer Zeit stattgefundenen - Umbauten mit erledigt wurden, ist mehr als rätselhaft. Damit sitzen auch die restlichen regelmäßig im U4 stattfindenden Veranstaltungen vorerst auf der Strasse. Der "Tuesday 4 Club" hat Unterschlupf im Volksgarten gefunden. Die Truppe rund um Miss Candy hält sich hinsichtlich des "Heaven" erstmal bedeckt. Sollte die Renovierung nicht zu lange dauern, könnte es meines Erachtens auch sein, dass man schlicht abwartet…

Nach einer Ausweichlocation sucht nun wohl auch das "Sky View". Nur zwei Tage vor dem ersten Event wurden die Veranstalter aus dem Penthouse der Wiener Twintowers geworfen. Da war es klarerweise schon zu spät, um noch etwas zu retten, die Veranstaltung fand nicht statt.

Der "Club del Mar" schien nach dem sommerlichen Gastspiel im Kursalon mit dem BA-CA Kunstforum das große Los gezogen zu haben, aber nur drei Wochen nach der Eröffnung war es auch schon wieder vorbei. Die Gründe dafür waren wohl hausgemacht, aber das ist eine andere Geschichte. Für das Spezial- Event "Passion" zog man dann kurzerhand in die Mumok Hofstallungen zurück und versprach bei eben dieser Gelegenheit die neue Heimstätte des "Club del Mar" bekannt zu geben. Meiner Wenigkeit kam, vermutlich ebenso wie sämtlichen anderen Besuchern, keine derartige Ankündigung zu Ohren. Der nächste Freitag kommt bestimmt, aber ob und vor allem wo dann der "Club del Mar" seine Pforten öffnet, ist bis jetzt völlig unklar. Man verlässt sich offenbar auf die Flexibilität der Clubber.

Hinzu kommen die obligaten Wechsel diverser Clubs von den Sommer- in die Winterlocation, die auch nicht bei allen reibungslos abliefen. Das "Soulsugar" musste die Hermanns Strandbar früher räumen als geplant. Gott sei Dank kam das Magistrat erst am Ende der Sommersaison auf die Idee, dem einzigartigen Wiener Sandstrand Probleme zu bereiten. Sonntäglichen Soul gibt es jetzt im Porgy & Bess. Beim Afterworx erlebt man wenigstens keine Überraschungen, das zieht dorthin zurück woher es kam, ins Moulin Rouge. Immerhin gibt es den einen oder anderen Fixpunkt in der Wiener Szene, der einem hilft, nicht völlig den Überblick zu verlieren. Ansonsten ist es im Moment wärmstens zu empfehlen, möglichst kurz vor dem Event noch mal zu checken, ob und wo er wirklich stattfindet. Ansonsten steht man unter Umständen vor verschlossenen Türen.