Der Job des Garderobiers Sa, 26.11.2005
Kürzlich luden die Herrschaften des Club del Mar in Kooperation mit jenen des *R* Club zu einer samstäglichen Passion in die Hofstallungen des Museums Moderner Kunst. Frei nach dem Duden bedeutet Passion unter anderem soviel wie Vorliebe und nachdem ich eine solche für erquickliche Abendgestaltung hege, folgte ich mit zwei meiner allerliebsten Abendbegleitungen dem Ruf und stöckelte Freitag nachts in tiefster Dunkelheit und Eiseskälte einmal quer durch das Museumsquartier. Im Inneren der gastlichen Location angelangt legten wir über Geheiß des an der Türe postierten Sicherheitsmannes und ob der Tatsache, dass es drinnen ohnehin wohlig warm war, unsere Überbekleidung ab und warfen uns in Getümmel. Die Musik war gut, die Stimmung der Anwesenden noch besser und so versprach der Abend ein gelungener zu werden.

An sich war er das auch, zumindest bis zu jenem Zeitpunkt, als wir das gastliche Haus wieder verlassen wollten. Vor der langen Theke der Garderobe herrschte arges Gedränge und die Herren hinter dem langen Tisch machten augenscheinlich Schwimmübungen und hatten es schwer, den Kopf über Wasser zu halten. Wo viele Leute drinnen sind, müssen eben viele Leute auch wieder raus, dachte sich meine Wenigkeit, sammelte die bunten Garderobenzettelchen ihrer Liebsten ein, stellte sich in die Schlange und wartete….und wartete...und wartete. Gute zehn Minuten später war ich unseren Kleidungsstücken keinen Deut näher, dafür um diverse blaue Flecke von den unterschiedlichsten Ellbogen um mich herum reicher und meine beste Freundin hatte Bekanntschaft mit einer Türe gemacht, die ihr in der Hitze des Gefechts ins Kreuz flog. Nachdem ich den Herren, die für die Aufbewahrung der Kleidung verantwortlich zeichnen, zum –zigten Male meine Zettelchen entgegen hielt, bedeutete mir einer der beiden, dass ich in der falschen Schlange stehen würde und mich ans andere Ende der Garderobe begeben möge. Ich war ein wenig verwundert, denn er kurz zuvor hatte er einem jungen Mann, der nur knapp vor mir in der Schlange stand, seine Garderobe ausgehändigt. Außerdem war für mich objektiv kein System betreffend Ausgabe und Entgegennahme erkennbar, aber gut, er wird wissen, was er will, dacht ich mir und ließ mich also von der Menge ans andere Ende des langen Tisches schieben. Dort stand ich also erneut rum und wartete… und – na ihr wisst schon.

Wieder zehn Minuten später hatte ich es endlich geschafft, Beachtung durch den Garderobiere zu erlangen und hielt ihm erneut, schon mit ein einem etwas flehentlichen Gesichtsausdruck die bereits etwas zerknitterten Papierstückchen in meiner Hand entgegen. Der sah mich lediglich verständnislos an und meinte, ich möge mich am anderen Ende anstellen. Ich machte ihn, zugegebenermaßen nicht mehr in meiner allerhöflichsten Art, darauf aufmerksam, dass er mich circa 10 Minuten zuvor genau von jenem Ende an dieses hier geschickt hatte. Was der betreffende Mann mir dann entgegenschleuderte, möchte ich schon zur Haltung eines gewissen Niveaus dieser Kolumne nicht im Detail wiedergeben. Nur soviel, meine Mutter kam in seiner Schimpferei mehrfach vor und der Schluss der Sache war der, dass er vermeinte, wenn ich meine Sachen wiederhaben möchte, dann würde ich bis zum Ende der Veranstaltung waren. Nun bleibt mir selten die Spucke weg, aber in diesem Falle tat sie es. Ich war irgendwas zwischen vollkommen baff und richtig wütend. Nur um das noch mal zusammen zu fassen: Da wird man durch einen höflichen Security dazu genötigt, die Kleidung abzugeben, darf noch dafür löhnen und muss letztlich darum betteln, sein Eigentum wieder zurück zu bekommen, um sich schließlich von einem völlig überforderten Mitarbeiter anschnauzen lassen zu dürfen. Geht es nur mir so, oder ist noch jemand der Meinung, dass da was schief läuft? Immerhin ist es doch der Job des Garderobiers, Kleidung entgegenzunehmen und wieder auszuhändigen und wenn er damit überfordert ist, dann tut mir das zwar persönlich leid für ihn, aber es sollte nicht zu meinem oder dem Problem irgendeines anderen zahlenden Gastes werden.

Meine juristisch nicht ganz ungebildete Wenigkeit überlegt mal kurz, ob das Verhalten des Betreffenden wohl den strafrechtlichen Tatbestand der Anschlussunterschlagung erfüllt und ich schlich die Herren in Grün von der Dienststelle zwei Straßen weiter anrufe, um mir mein Eigentum wieder zu beschaffen. Ich begnügte mich mit einer Intervention beim Veranstalter, der mir verhältnismäßig schnell unsere Jacken retournierte. An dieser Stelle nochmals danke dafür. Wie auch immer, der Club del Mar sieht mich erst dann wieder, wenn entweder das Garderobenpersonal kompetent oder es draußen so warm ist, dass ich keine Jacke mehr brauche.