Invisible (Wo)Man Fr, 14.04.2006
Als sich meine Wenigkeit letztens mal wieder ins Partygetümmel warf, hatte ich gleich mehrfach das Bedürfnis, meine Bekleidung zu überprüfen. Das lag aber weder an einem besonders tiefen Ausschnitt, noch an einem besonders kurzen Rock, sondern vielmehr daran, dass ich mich vergewissern musste nicht mit einer Tarnkappe herum zu laufen. Nein, ich bin weder dem "Herr der Ringe"- Mystikwahnsinn verfallen, noch halte ich mich neuerdings für die weibliche Version des Spions ihrer Majestät mit der Lizenz zum Töten, soll heißen mir ist wohl bewusst, dass es so etwas nicht gibt. Dennoch hatte ich mehrfach den Eindruck, mehr oder minder unsichtbar zu sein….
In Begleitung einer lieben Freundin trudelte ich erst geraume Zeit nach Mitternacht beim Club ein und daher war vor der Türe nicht mehr allzu viel los. Dank eines netten jungen Mannes mit gewaltiger Schlagseite und seinen Verständigungsproblemen mit dem Türpersonal hatte ich dennoch etwas Wartezeit, die ich zum Plauschen mit Wiens wohl bekanntestem Security nutzte. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, zu dem mir ein spitzer Schmerzensschrei entfuhr. Eine Blondine mit Absätzen wie Druckbleistiftspitzen hatte mich offenbar für eine Schwingtüre gehalten und daher versucht, mit viel Schwung durch mich durch zu rennen. Bestrebt den jungen Mann, der immer noch versuchte sich verständlich zu machen, und gegen den ich durch den Stoß geprallt war, am endgültigen Umfallen zu hindern, entging es meiner Aufmerksamkeit nicht, dass die junge Dame anstatt einer Entschuldigung nur die Frage auf den Lippen hatte, was ich denn da bloß in der Gegend rum stünde.
Dank entsprechender Temperaturen im Club, über die ich in Anbetracht des überlangen Winters ausnahmsweise nicht unglücklich bin, führte mich mein erster Weg zur Garderobe. Da die ersten Gäste den Club bereits wieder verließen und einem Besucher offenbar das falsche Stück ausgehändigt worden war, kam es dort zu einem kleinen Gedränge. Ich legte also meine Jacke auf den Tresen und kramte in meiner Tasche schon mal nach dem entsprechenden Kleingeld, als ich von hinten einen so kräftigen Schubs bekam, dass meine Beckenknochen krachend mit dem Tresen Bekanntschaft machten. Der Verursacher drängte weiter und hielt drei Garderobenzettel an mir vorbei ins Leere, denn die verantwortlichen Angestellten befanden sich allesamt im hinteren Teil der Räumlichkeiten. Das hinderte besagten Mann aber nicht daran, wie wild mit den bunten Zettelchen zu fuchteln, als wäre ich gar nicht vorhanden. Ich weigere mich zu glauben, dass man mich einfach übersehen kann, denn ich bin nicht gerade ein zartes und unscheinbares Wesen, aber das dürfte nichts nutzen…
Nachdem die ersten Hürden bewältigt waren begab ich mich schnurstracks zur Bar und ging daran, mir einen Drink zu besorgen. Aber nicht einmal der Geldschein in meiner vorgestreckten Hand konnte die Barkeeper dazu bewegen, mir endlich etwas einzuschenken. Die Sache wurde noch ein wenig dadurch verschlechtert, dass sich neben mir auf dem Barhocker eine Dame platzierte, die eine Tasche in der Größe eines koreanischen Kleinwagens bei sich hatte. Diese hatte sie auf der Schulter hängen und schwang sie im Takt der Musik nach vorne und gegen mein linkes Schulterblatt und wieder nach vorne und wieder gegen mein linkes Schulterblatt. Wie gefühllos muss man eigentlich sein, um nicht zu merken, dass das Ding welches einem auf der Schulter hängt, permanent gegen irgendetwas prallt? Zugegebenermaßen schubste ich irgendwann zurück und so landete die - vermutlich auch im Gewicht dem oben genannten PKW entsprechende - Tasche krachend auf dem Boden.
Ich suchte Zuflucht an einer der mit Abstellflächen versehenen Wände und war mitten in ein Gespräch vertieft, als sich jemand gegen mich lehnte als wäre ich selbst eine Wand. Ein eindeutig männliches Wesen presste seinen Rücken gegen meinen. Ausweichen sinnlos, denn der gute Mann rückte einfach jedes Mal nach. Also lehnte ich mich einfach dagegen und machte wenig später einfach einen schnellen Schritt nach vorne, wodurch der gute Mann seinen Drink über sein Shirt goss. Zugegebenermaßen nicht die feine englische Art, aber ich bin eben keine Wand und beweg mich ab und an mal….

Etwas mehr (Be)Achtung bitte!