Klein, aber o la la…
Do, 12.10.2006
In den letzten Wochen konnte sich meine Wenigkeit ab und an des Eindrucks nicht erwehren, gerade am Wien- Marathon teilzunehmen. Nein, weder hab ich am Tag nach heftigem Konsum hochprozentiger Drinks im Fitnessstudio Probleme, die richtigen Tasten am Laufband zu finden – in find erst gar nicht in die Trim-Dich- Kammer –, noch pflege ich Nachtbussen hinterher zu joggen. Nein, ob man es glaubt oder nicht, ich laufe quasi dem Nachtleben hinterher.
So geschah es erst vor kurzem, dass der häufig an meiner Seite befindliche blonde Engel Freitag nachmittags nachfragte, ob wir uns nicht mal wieder ins Partygetümmel werfen sollten. Nur so, um ein bisschen Spaß zu haben und die jeweils besseren Hälften nicht allzu sehr in Sicherheit zu wiegen. Gesagt, getan! Nur wollte die Sache irgendwie nicht so hinhauen, wie wir uns das ausgemalt hatten. Eine Stunde in schlechter Gesellschaft zu verbringen kann wirklich anstrengend sein, aber eine Stunde ohne jede Gesellschaft zu verbringen ist eine wahre Tortur. Ich fragte mich ernstlich, ob mir ein neuer Trend im Partygetümmel entgangen ist. Ging man jetzt in dieser Stadt nicht "schon" um 1 Uhr nachts weg, sondern erst um 2.30 Uhr morgens? Oder war der Club von Hop zu Drop gewechselt, und ich hatte das verschlafen?
Wir entschieden uns für einen Lokalwechsel, doch irgendwie wollte auch dieser an sich schlaue Schachzug nichts nutzen. Anderes Lokal, selbes Bild…. Mir wurde die Sache zu bunt oder treffender formuliert, zu eintönig. Ich griff also zum mobilen Telefon und frage mal bei dem einen oder anderen Nachtschwärmer nach, wo er gerade rum flatterte. Das Ergebnis war eher demotivierend. Es waren zwar alle unterwegs, aber jeder wo anders. Man konnte fast den Eindruck bekommen, dass ein Überangebot – nie hätt ich gedacht, dass ich dieses Wort im Zusammenhang mit Clubs mal in den Mund nehmen würde - an Abendveranstaltungen herrscht. Und alle Partyhungrigen laufen von einer zur anderen, so dass nie irgendwo wirklich Stimmung aufkommt. Wir flüchteten also heimwärts und erzielten damit bei den Daheim gebliebenen das Gegenteil des ursprünglichen Planes… Sei's drum.
Als ich Freitags darauf einem lieben Freund mein Leid schilderte, lachte mich dieser schallend aus. Auf meine Frage, was ihn derart amüsierte, schickte er mich lapidar in ein kleines Gässchen in der Innenstadt. Nähere Angaben hielt er wohl für entbehrlich. Waren sie dann auch, denn als ich nächtens über besagtes Pflaster stöckelte, sprang mich ein roter Teppich sozusagen an. Über eine eher unscheinbare Treppe ging es in die Kellerräumlichkeiten, die eine interessante Mischung aus allen möglichen Clubs darstellt. Eines jedoch war augenfällig: Die Location ist klein. Nicht im Sinne von winzig und ungemütlich, sonder im Sinne von familiär und gemütlich. Die Bar sind nicht so lang, dass die Kellner ewig von einem Ende zum anderen brauchen, das Personal ist aufmerksam und Schlangen vor Garderobe oder Toiletten sind nicht vorhanden. Sehr ungewohnt, wenn man schnell etwas zu trinken bekommt und dann nicht darüber nachdenken muss, ob man schon in einer halben, oder doch erst in einer Stunde vielleicht ein WC aufsuchen muss.
Auch musikalisch gab es die eine oder andere Überraschung. Einer der derzeit wohl begehrtesten House- DJs gab am Plattenspieler, oder na ja, am CD- Player, gewaltig Gas. Und man kann sich auf der Tanzfläche richtig austoben und braucht nicht zu fürchten, dass man tags darauf sein völlig verschwitztes und verschmiertes Antlitz im World Wide Web findet. Das neue und seltene Konzept: Fotografen und Promotion unerwünscht. Man verlässt sich auf Mundpropaganda und wie es aussieht, dürfte das funktionieren. Ich entschuldige mich daher hiermit ausdrücklich, dass ich es nicht lassen konnte, den besagten Club an dieser Stelle zu erwähnen und hülle mich diesbezüglich von nun an in Schweigen…
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