Die Sache mit der Übermittlung…
Do, 14.12.2006
Meiner Wenigkeit fällt in letzter Zeit unangenehm auf, dass ich häufiger als je zuvor erboste Anrufe von befreundeten und bekannten Veranstaltern erhalte. Ausnahmsweise liegt das aber nicht an bösartigen Kommentaren meinerseits zu ihren neuesten Clubs, sondern daran, dass ich auf deren Eröffnung erst gar nicht war. Bis jetzt habe ich es ja noch immer geschafft, mich durch salbungsvolle Reden halbwegs heil aus der Affäre zu ziehen, aber ich frag mich jedes Mal eines: Wann zum Teufel hab ich denn die Einladung zu diesem Super- Mega- Extra- VIP- Opening bekommen? Und auf welchem Wege? Und wieso hab ich der so gar keine Beachtung geschenkt?
Ich durchforste also, in mühevoller Kleinarbeit, meinen Mail- Eingangsordner. Da ist zwar ein ganzer Haufen an Ankündigungen drinnen, aber zumeist just die nicht, nach der ich suche. Also mach ich mich auf in die Senkgrube, wie ich sie zu nennen pflege, oder aber den Spam- Ordner, wie man landläufig sagt. Der ist eigentlich immer randvoll. Kein Wunder, meine unsägliche Neugierde und der öffentliche Zugang zu meiner Internetadresse über diese Homepage haben dafür gesorgt, dass ich täglich einige hundert – ja, wirklich, ich kanns bedauerlicherweise nicht ändern – elektronische Briefe bekomme. Da ich nun wirklich keine Lust habe, täglich zig Angebot für Potenzmittel, Plastikbäume, Sofortkontakte und Kleinkredite zu lesen, zumal ich nichts davon brauchen kann, ist mein Spamfilter so eingestellt, dass mir das erspart bleibt. Das hat leider auch zur Folge, dass so manches tatsächlich und sinnvoller Weise an mich adressierte Mail in dem Ordner für nicht zu Lesendes landet. Das ist zwar in manchen Fällen schade, aber nicht zu ändern, solange es Scherzkekse überall auf diesem Planeten gibt, die es lustig finden anderen den Posteingang "zuzumüllen".
Wenn sich auf meinem Laptop nichts findet, dann könnte ja immer noch das Handy der Übeltäter sein. Ich mache mich also auf die Suche nach meinem alten grauen …, ähm, nein, keine Werbung. Also, ich suche ein schon etwas in die Jahre gekommenes Mobiltelefon. Eines, das ich zwar aufgrund einer ewig und drei Tage dauernden Bindungsfrist nicht kündigen kann, aber trotzdem nicht mehr benutze. Meine oben erwähnte Neugier brachte es nämlich auch mit sich, dass ich meine Nummer, oder eher meine ehemalige Nummer, zu häufig in irgendwelche SMS- Listen eintrug. Das hatte zu Folge, dass ich mehrfach mitten in der Nacht aus dem schönsten Schlaf gerissen wurde, weil über den Computer versendete Massen- SMS die unangenehme Angewohnheit haben, mit mehrstündiger Verspätung anzukommen. Zumeist zwischen 3 und 5 Uhr morgen, an Wochentagen. Da auch mehrfaches durch die Wohnung schleudern unter heftigen Fluchattacken das nicht änderte, beschloss ich also mir eine neue Nummer zuzulegen, ehe der Mann an meiner Seite aufgrund der Gefahr massiver Kopfverletzungen die Flucht ergreift. Ich schalte das alte Ding also nur selten ein, um es dann gleich irgendwo unter einem Polster zu verstecken oder lautlos zu stellen, weil es erstmal zehn Minuten ununterbrochen piept. Und dann schalte ich wieder ab, weil ich keine Lust habe, das alles zu lesen.
Und erst vor kurzem musste ich – allen Kampagnen und Versprechungen des gelben Posthorns zum Trotz – feststellen, dass die gute alte Briefsendung noch immer nicht das ist, was sie noch nie war. Bei mir trudelte eine wunderschöne, aufwendig gedruckte und gefaltete Einladung ein, nur leider erst vier Tage nach der darin angekündigten Veranstaltung. Ein Blick auf den Poststempel zeigte, dass der Brief gut eine Woche davor aufgegeben worden war. Wo er in der Zeit war? Tja, leider kann er nicht sprechen…
Es ist eigentlich ganz egal, wie man es macht. Man kann einfach nie sicher sein, dass wirklich alle die man einladen möchte auch erreicht. Die Übermittlungsmethode muss wohl erst erfunden werden. Und ich muss weiter salbungsvolle Reden schwingen. Es sei denn, der eine oder andere liest diesen Artikel, erbarmt sich und erspart mir den erbosten Anruf. Ich danke!
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