Partyseiten obsolet?
Mi, 30.05.2007
In letzter Zeit muss ich zu meinem Erstaunen immer öfter Einladungen in meinem Posteingang finden, in welchen bereits im Betreff oder zumindest in der ersten Zeile festgehalten ist "Bitte nicht veröffentlichen!". Die Intention der meisten Veranstalter, die mir oder meinen Kollegen E-Mails schicken, geht genau in die Gegenrichtung und so soll es ja grundsätzlich auch sein. Ich finde es auch nett, dass wir ungeachtet einer Veröffentlichung immer herzlich willkommen sind. Dennoch rätselt mein neugieriger Geist, warum immer mehr Clubbingveranstalter und Clubbesitzer nur zu gerne auf Erwähnungen in den Medien verzichten möchten.
So ganz neu ist der Trend eigentlich nicht. Schon vor einigen Jahren hat ein alteingesessener Veranstalter höflich darum ersucht, wir mögen seine Flyer nicht online stellen. Erstaunt nahm das Team diesen Wunsch damals zur Kenntnis und kam dem selbstverständlich nach. Der besagte Club, der alljährlich in den Sommermonaten von sich reden macht, ist – damals wie heute – gut besucht. Nicht ganz so gut erging es einem anderen Veranstalter, der nicht mehr jedem den Zutritt zu seinen Räumlichkeiten ermöglichen wollte. Bewerben hätte man ihn – ungeachtet der Tatsache, ausgesperrt zu werden – natürlich schon sollen. Da wiederum lehnte die eine oder andere Partyseite dankend ab, was einige Konsequenzen nach sich zog.
Vor nicht allzu langer Zeit machte ein weiterer Veranstalter den Versuch, einen Club ganz ohne die übliche Bewerbung zu etablieren. Das ganze Konzept hatte einen Hauch von Privatparty, nur das es richtige und zumeist auch richtig gute DJs gab und niemandes Wohnung am nächsten Morgen renoviert werden musste. Zugegebenermaßen hätte man sich anfänglich fast Sorgen darüber machen können, dass Partyseiten im Internet demnächst obsolet sein würden, denn die ganze Sache schien auch ohne dieselben ganz gut zu funktionieren. Doch manchmal trügt der Schein und die ganze Angelegenheit begann zu holpern. Von diesem Zeitpunkt an wurde das vorher verbreitete Dogma "Keine Werbung" nur noch halbherzig ernst genommen.
Jetzt hat ein weiterer Club angekündigt, in Sachen Medien künftig eine Radikaldiät zu machen. Man möchte nicht nur auf Presseaussendungen und Ankündigungen verzichten, sondern überhaupt von allem Abstand nehmen, was für gewöhnlich Besucher anlockt. Nicht einmal DJ-Lines sollen in Hinkunft an die Öffentlichkeit dringen. Die Partywilligen können sich ausschließlich auf der Homepage des Veranstalters informieren, allerdings nur in sehr eingeschränktem Rahmen. So soll es statt der Namen der DJs in Hinkunft nur noch Hörproben geben. Nach dem Motto: "Ich sag dir den Namen des DJs nicht, weil ich nicht will, dass du nur wegen seines Namens kommst."
Nun mag meine Wenigkeit in dieser Beziehung aufgrund des offensichtlichen Naheverhältnisses zu einer Partyseite als besonders voreingenommen gelten, aber irgendwie macht sich bei mir das Gefühl breit, dass man hier das Publikum für dumm verkauft oder gar für dumm hält. Ok, nicht jeder gehypte Top- DJ ist wirklich ein Renner und wer Besucher nur noch mit irgendwelchen Specials ködert, der hat schon ein Problem. Aber ich denke doch, dass man den Besuchern soviel Selbstbestimmung zugestehen sollte, dass sie selbst entscheiden dürfen, ob sie sich besagten DJ anhören möchten oder nur wegen eines Specials in einen Club gehen, den sie sonst vielleicht nicht besuchen. Immerhin geben in den meisten Clubs nicht wenig Geld für Eintritt und Getränke aus, da haben sie wohl auch das Recht zu wissen, was sie dafür erwartet.
Außerdem macht diese Taktik den Besuchern das Leben meiner Meinung nach unnötig schwer. Wer nicht jede Woche in den gleichen Club geht, der kann sich auf den diversen Partyseiten schön aufbereitet und nach den unterschiedlichsten Kriterien sortiert die jeweils stattfindenden Veranstaltungen ansehen. Wenn man da erst auf die Homepage jedes einzelnen Veranstalters schauen muss, dann dauert die Wochenendplanung die ganze Woche. Ob das der Sinn der Sache sein kann….
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