Integration…?
Di, 22.01.2008
Nein, ich habe keineswegs vor hier jetzt politisch zu werden und auf irgendwelche kürzlich veröffentlichen Studien und in die Medien geratene Reden einzugehen. Die Page heißt nach wie vor www.party.at … Zwar kann auch eine Party ein politisches Statement haben, man denke nur an den Regenbogenball, den Lifeball, den Protestsongcontest und – ok, ich geb es zu, viele Events haben auch ein politisches Statement. Aber darum soll es heute hier nicht gehen. Vielmehr geht es um die Integration verschiedener Club- Kulturen und unterschiedlicher Publikumsgruppen in eine und denselben Club.
Da stand ich also in einer typischen Wochenend- Nacht wieder einmal in einem Club rum, schob den Strohhalm in meinem Drink – der Barkeeper war entweder verliebt oder wollte mich umhauen, die Menge an Alkohol in einem Glas hätte ein Pferd umgehauen – lustlos von links nach rechts und sah mich um. Irgendetwas irritierte mich, aber manchmal sieht man eben den Wald vor lauter Bäumen nicht...
Erst eine leicht schnippische Bemerkung meiner Begleitung verursachte, dass es mir praktisch wie Schuppen von den Augen fiel. Neben mir stand eine junge Dame. Jjaaa, ich meine wirklich jung, also sicher noch ohne gesetzliche Erlaubnis ein vierspuriges KFZ zu lenken, offenbar mit Freunden. Die weiblichen Wesen waren recht leicht daran zu erkennen, dass sämtliche Accessoires – im krassen Gegensatz zur restlichen Kleidung – weiß waren. Kamen einem die Mädels – in Anbetracht des offensichtlich niedrigen Alters der Betroffenen bediene ich mich dieses Ausdrucks – aus einer dunklen Ecke entgegen, sah man nur Schuhe, Gürtel und bestenfalls Handtasche leuchten. Ich war gelinde gesagt ein wenig erstaunt und wurde dann darüber aufgeklärt, dass ich diesen Trend deshalb verpasst habe, weil ich mich ausgesprochen selten in Großraum- Diskotheken aufhalte.
Wenige Meter weiter standen einige ausgesprochen braungebrannte Herren. (Apropos, gibt es wirklich noch jemanden, der diese bösen Selbstbräuner- und Solarium Fotos im E-Mail "Worst of Partypages 2007" noch nicht gesehen hat? Aber ich schweife ab, also zurück zum Thema…) Muskelmasse an allen möglichen und unmöglichen Stellen, aber zugegeben nicht so übel anzusehen. Die Haarstylingindustrie macht definitiv ebenso viel Geschäft mit diesen Personen, wie bestimmte hippe Bekleidungsgeschäfte, die – hauptsächlich in spanischer Sprache - bedruckte Shirts verkaufen. Ich hätte diese Gäste jedenfalls eher den typischen Ibiza- House- Clubs zugeordnet, nicht aber dem gut eingesessenen Handtaschen- House- Club, in dem ich mich befand.
Und zusätzlich dazu fanden sich auf der Tanzfläche noch einige Herren, die lässig einen Pullover um die Schultern geschwungen oder um die Hüften gebunden hatten, von dem – ebenso wie vom Hemd mit aufgestelltem Kragen – ein bestimmtes Logo mit Pferd und Reiter zeigten. Braune Lederschuhe und sichtlich teuere Uhren komplettierten das Outfit. Allerdings konnte man am Alter der Herrschaften zweifelsfrei erkennen, dass all dieses zur Schau gestellte Hab und Gut sicherlich nicht durch eine Arbeitskraft geschaffen wurde, sonder wohl von der Liquidität der Eltern finanziert wurde.
Stellte sich bloß die Frage, wieso es ausgerechnet diese unterschiedlichen Personen in ein und denselben Club verschlagen hat. Die Lösung folgte einem Blick auf den Veranstaltungskalender. Der war nämlich nicht nur abwechslungsreich, sondern auch durch den einen oder anderen ausgewählten Fremdveranstalter – also nicht Eigentümer des Clubs – gespickt. Sowohl die Auswahl an DJs, wie auch der Mix an unterschiedlichen Konzepten brachte es wohl zwangsläufig mit sich, dass auch unterschiedliches Publikum angezogen wird. Und das kam, wenn der Event gefiel, eben auch an anderen Tagen und zu anderen Veranstaltungen. Und amüsiert sich sichtlich, auch wenn gerade nicht der hippe Ibiza- DJ auflegt oder man eben nicht zu gehobenen und kostenintensiven Events lud. Zumindest machten alle aufgezählten Gruppen den Eindruck, die würden sich amüsieren. Mit Ausnahme vielleicht des Stammpublikums des Clubs, denn das beäugte die "Fremdlinge" eher skeptisch. Ich ertappe mich dabei, mich auch zu diesen Skeptikern zu zählen. Aber ich gelobe Besserung und verspreche, künftig nicht auf Äußerlichkeiten, sonder vielmehr auf die Party- Werte zu schauen… Ich glaube, Integration kann funktionieren. Also, lasst uns – gemeinsam – feiern!
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