Seltsame Blüten
Sa, 24.05.2008
Ja, richtig, irgendwo ist gerade eine nette Gartenmesse über die Bühne gegangen. Aber regelmäßige Leser dieses Blogs – irgendwie nannte sich das früher Kolumne, aber was solls – wissen mittlerweile sicherlich, dass Nomen hier nicht Omen ist. Ich spreche also nicht von irgendwelchem Grünzeug, das Besitzer von Grünflächen zum Zücken ihrer Kreditkarte verleitet, sondern von…. Partyfotos. Die Partyfotografie, oder vielmehr deren Motive, tragen nämlich zeitweise recht seltsame Blüten. Man möchte ja meinen, dass der Hype so langsam den Höhepunkt erreicht hat. Verflixt, ich hoffe, ich hab diesen Job morgen noch. Nein, Chef, ich prophezeie nicht das Ende der Partypage- Ära. Aber nein, im Gegenteil. Immer noch wollen genügend Leute vor die Linse und so mancher läuft dem Fotografen regelrecht nach, um sich nur ja Tags darauf im Netz bewundern zu können.
Sei es drum, bekanntermaßen braucht jeder im Leben seine "fifteen minutes of fame". Aber zurück zum Thema: Anfang dieses Jahres kursierte bereits ein Kettenmail, das sowohl als "Best of Partypics 207", wie auch als "Worst of Partypics 2007" betitelt war. Schönheit liegt wohl im Auge des Betrachters. Jedenfalls bekam man dort sehr eindrucksvoll vor Augen geführt, was passiert, wenn Menschen besonders gut aussehen wollen. Der Überschuss an Solarium, Selbstbräuner und Make Up ließ Dermatologen überall im Lande die neuesten Autokataloge durchblättern, denn in Anbracht dieser Bilden waren sie sich ihrer Arbeitsauslastung bis ins Jahre 2074 sicher. Abreckend? Mitnichten! Vielmehr erlebte gerade die Bevölkerungsgruppe, die eine überschießende Tendenz zu übermäßiger Körperbräune hat, einen Medienboom wie zuletzt die Techno- Szene vor gut zwei Jahrzehnten. Und auch wenn der Durchschnittsbürger die besagten Fotos eher abschreckend fand, sie finden sich nach wie vor zur Genüge im Netz.
Aber nur – vermeintlich – gutes Aussehen reicht nicht, für ein sehenswertes Foto. Unabdingbares Accessoire ist die coole Handbewegung. Und das Hörner auf dem Kopf des Vormannes eher für einen selbst, als für den Betroffenen peinlich sind, hat mittlerweile auch fast jeder gecheckt. Also muss das obligate Victory her, oder aber die bösen Hörner und wenn der Alkoholspiegel hoch genug ist wird auch schon mal der Stinkefinger ausgefahren. Was das dem geneigten Betrachter sagen soll? Tja, das werden wir wohl nie erfahren.
Bei jungen Damen gerne beobachtet wird das Phänomen des laziven an Irgendwas lutschens. Sei es ein Lolli, ein Strohalm oder der eigene Finger, Hauptsache man sieht ein bisserl aus wie eine verhinderte Chasey Lain. Sollte jemand nicht wissen, um wen es sich dabei handelt: Bitte googele es, denn das ist ein jugendfreier Blog. Ebenfalls sehr beliebt ist der offene Mund mit ausgestreckter Zunge. Meist nicht gerade der allerschönste Anblick. Übrigens, der nette Herr in dem einen Fotostreifen von vorgestern: Der vierer rechts unten sieht gar nicht gut aus, bitte konsultieren sie ihren Zahnarzt.
Und um dem ganzen jetzt die Krone aufzusetzen, gibt es jetzt auch bewegte Bilder mit Ton. Da kann man sich dann so richtig austoben und sinnige Statements von sich geben. "Bam, Oida!" Kann mir bei Gelegenheit mal jemand erörtern, was das eigentlich heißen soll? Ich bin definitiv zu alt dafür…. Die Freundin begrapschen, während man der netten I- Reporterin erklärt, dass "de pardy voi ogeht…" ist ja noch harmlos. Ich wurde letztens Zeuge der Interaktion zweier Herren, von denen einer so sehr damit beschäftigt war, Luftgitarre zu spielen, dass er gar nicht mitbekam, wie sein Freund auf Höhe seines Hosenstalles sehr eindeutige Auf- und Ab-Bewegungen machte. Der Kameramann hielt begeistert drauf und ich fragte mich ernstlich, ob die beiden nicht Tags darauf im Nüchternen Zustand im Erdboden versinken werden, wenn sie das Video sehen. An dieser Stelle eine Bitte an den Verantwortlichen: Schneid es nicht raus, bitte, lass es drinnen. Denn diese Frage, hätte ich gerne beantwortet!
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