Das Eckige, das Runde und noch mehr Geometrie…. Mi, 25.06.2008
Ja, auch meine Wenigkeit kommt nicht drum herum, sich mit der UEFA Euro 2008, kurz EM genannt, auseinander zu setzen. Wie sollte ich auch, schließlich hat mein Chef auf meine Frage nach drei Wochen Urlaub nur mit einem herzlichen Lachen reagiert. Ich war also gezwungen meinen unmittelbar vor dieser Großveranstaltung auftretenden Fluchtinstinkt zu unterdrücken und mich mit den Möglichkeiten auseinander zu setzen, die sich einem bei dieser Meisterschaft so bieten. Versteht mich nicht falsch, ich hab grundsätzlich weder Einwände gegen große Veranstaltungen, noch gegen Fußball. Aber große Fußballveranstaltungen sind mir eher unheimlich. Und wie es scheint bin ich nicht die einzige die so denkt, sonst hätte unser schönes Land nicht Hundertschaften von Polizisten mit Urlaubssperre belegt und sogar noch zusätzliches Personal aus dem benachbarten Ausland rekrutiert.

Jeder hat seine eigene Art, mit den Dingen umzugehen. So auch sämtliche Gastronomen und Veranstalter, die entweder voll im EM- Fieber stecken und sämtliche freien Stellen in ihren Lokalitäten mit Flatscreens zugepflastert haben, oder aber versuchen sich möglichst gut vom runden Leder zu distanzieren und damit das Publikum zu erreichen, das sich nicht so besonders für die zweiundzwanzig Spieler auf dem grünen Rasen interessiert. So flatterten mir Einladungen zu EM- Specials ebenso ins Haus, wie Flyer mit der der Überschrift "Fussballfreie Zone". Wunderbar, zumindest die Vielfalt ist gewahrt.

Bei einer Sondierung des Terminkalenders musste ich feststellen, dass ein alteingesessener Club quasi die rote Karte bekommen hat. Er sich zwar nicht ganz aus dem Spiel, aber dank Fanzone nur über Umwege zu erreichen. Offiziell gibt man zwar an, dass das auf die Besucherzahlen und die Qualität des Publikums keinen Einfluss hat, aber ganz ehrlich, würde man als Veranstalter das Gegenteil zugeben? Ich war ja wirklich drauf und dran, mich selbst von der Realität zu überzeugen, aber die Tatsache, dass mir zwei Motorradpolizisten auch den letzten Zufahrtsweg versperrten, weil gerade jubelnde Fußballfans Richtung Innenstadt wanderten, hielt mich davon ab. Den beiden Herren auf ihren Zweirädern sei übrigens zugute gehalten, dass sie mich nicht am Rückwärtsfahren aus der Einbahn hinderten. Was mich allerdings nur eingeschränkt weiterbrachte, denn die Fanzone hat auch diverse Parkplätze auf dem Gewissen. Und enttäusche Fans, wie ich vernehmen musste, den einen oder anderen Seitenspiegel. Gott sei Dank blieb mein fahrbarer Untersatz verschont.

Es trug auch nicht unbedingt zu meinem Vertrauen bei, als ich guter Dinge in Richtung eines netten Wiener Innenstadtclubs spazierte und mich quasi in Fort Knox wieder fand. Securities in Mengen, die Robbie Williams davon abhalten könnten Alkohol zu trinken und Gitter, die in Schönbrunn Löwen davon abhalten die Besucher zu verspeisen. Allerdings musste ich feststellen, dass das nicht alle Fußballfans daran hinderte, ins Innere des besagten Lokals zu gelangen. Ich war ein wenig erstaunt, denn Personen in Sportschuhen und Trikots gehören für Gewöhnlich eher zu jenen, die an der Türe abgewiesen werden. Aber während der EM ist eben nichts so, wie gewöhnlich. Auch sonst folgte der Club der Devise "Lasst die Jungs spielen", allerdings nicht auf dem grünen Rasen mit einem Ball, sondern auf dem grünen Tisch mit vielen Karten. Die Idee ist nicht ganz neu, aber immer wieder interessant. Pokern bei schummrigem Licht und lauter Musik hat ein wenig Hinterzimmercharme… Gepaart mit Fähnchen schwenkenden Fußballfans, kam man sich irgendwie vor wie in einem Wettbüro.

Was solls, dachte ich, und orderte noch einen Wodka. Irgendwie ist es mal was anderes und das ist es doch, wonach die Nachtschwärmer immer so lautstark verlangen? So schnell kann es gehen und jetzt kann jeder selbst entscheiden, ob Altbewährtes nicht doch auch ganz nett sein kann.