Far beyond "legendär"...
Di, 03.02.2009
Wien ist eine Universitätsstadt. Das bedeutet, in Wien gibt es viel Studenten. Sehr viele Studenten. Und weil man Studenten ja nachsagt, dass sie gerne feiern, gibt es auch viele Veranstalter, die Studentenfeste veranstalten. Meine Wenigkeit hat zwar auch mal in dieser Stadt studiert, aber das ist schon einige Zeit her. Ungefähr genau so lange ist es auch her, dass ich auf einem Studentenfest war. Dabei hindert die Tatsache, dass etwas ein Studentenfest ist, ja auch ehemalige und nicht Studierende nicht daran, hinzugehen. Immerhin gibt es keine Ausweiskontrollen….
Irgendwie erinnerte mich der Flyer, den mir letztens ein Freund virtuell vor die Nase hielt, stark an die Studentenfest- Flyer von früher. Ziemlich gelb. Mit einigen großen roten Lettern. Was fehlte, war das eine kleine Wort, dass Studenten Jahre lang mit Party verbanden: Legendär. Das war offenbar das Lieblingswort des größten und erfolgreichsten Studentenfestveranstalters meiner Zeiten. Legendär. Laut Wörterbuch soviel wie sagenhaft, unwahrscheinlich, unglaublich. Und unglaublich waren sie wirklich, die Mengen an Studenten die da ständig ins Wiener Rathaus pilgerte.
Aber Rathaus war diesmal genau so wenig angesagt, wie das Wort "legendär". Es ging in die Hofstallungen im Museumsquartier, was meine Skepsis nicht unbedingt verringert. Denn ich hatte in besagter Location ja schon den einen oder anderen Event erlebt, aber wenn mir eines aufgefallen war, dann die Tatsache, dass man in gewissen Ecken den Sound immer zweimal hörte. Diese lange, hohe Halle schien Tontechniker vor echte Lebensaufgaben zu stellen.
Vor dem Eingang standen zwar keine riesigen Menschentrauben, dafür war der Zustrom über Stunden hinweg stetig. Die Halle war kurz nach Mitternacht schon recht gut gefüllt. Je näher man den DJs kam, umso größer wurde das Gedränge und Geschiebe. Was allerdings auch daran lag, dass sich fast jeder bewegt. Das verwundert fast, in Anbetracht der etwas unkonventionellen Songzusammenstellung. Die DJs spielen relativ wahl- und vor allem übergangslos alles von Nirvana über Britney Spears bis DJ Ötzi. Hauptsache die Menge tobt. Und das tat sie. Und zu meiner Verwunderung musste ich Kurt Cobain nicht einmal doppelt hören. Irgendwer hat es doch tatsächlich hinbekommen, dass der Sound so klingt, wie er das soll.
Nicht schlecht geschaut hat meine Wenigkeit auch, als plötzlich eine hübsche junge "Krankenschwester" vor mir stand und mir lächelnd eine Phiole – das sind diese Dinger, die ihr aus dem Chemie-Unterricht kennt – mit bräunlicher Flüssigkeit vor die Nase hielt. Mein Riechorgan verriet mir, dass es sich um Jägermeister handelt. Naja, wer es mag… Ich lehnte dankend ab. Denn ein Blick auf die Getränkekarte verriet mir, dass man es sich hier durchaus leisten kann, die eine oder andere Einladung auszuschlagen. Oder auszusprechen. Also begaben wir uns mal an die Bar.
Wenig später lenkte euphorischer Jubel meine Aufmerksamkeit auf die Menge. Und ich dachte ich sehe nicht gut. Da bahnte sich ein Löwe auf zwei Beinen seinen Weg durch die Menge. Und ich hatte zu diesem Zeitpunkt erst den zweiten, noch halbvollen Drink in der Hand… Der Alkohol konnte es also nicht sein. Es war tatsächlich ein Löwe, also wohl ein Mensch im Löwenkostüm. Wie ich von der freundlichen Barkeeperin erfuhr, das Maskottchen der Veranstaltung, Cami genannt. Und der ist so beliebt, dass er sogar eigene Securities braucht, um sich seinen Weg zur Bühne zu bahnen. Und trotz der Securities braucht Cami aufgrund der zahlreichen Fotos und Umarmungen ewig für den Weg. Und dann tanzt Cami eine Runde auf der Bühne. Ich habe selten so herzlich gelacht.
Ich hatte zwar befürchtet, dass ich mich in Anbetracht der vielen jungen Studenten verdammt alt fühlen würde. Aber das war nicht der Fall. Daher überlege ich ernstlich, das bei Gelegenheit zu wiederholen…
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